Pressemitteilung ReachOut: 2022 wurden 336 rechte, rassistische und antisemitische Angriffe in Berlin dokumentiert. Rassismus ist das häufigste Motiv.

Berlin, 4. Mai 2023

ReachOut die Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Berlin recherchiert und dokumentiert seit 2001 gewalttätige Angriffe und Bedrohungen.

Insgesamt erfasst ReachOut 336 Angriffe für das Jahr 2022 (2021: 353). Mindestens 490 Menschen wurden verletzt, massiv bedroht, gejagt und bespuckt. Unter den Opfern sind 38 Kinder und 45 Jugendliche. Dazu kommen 21 Kinder, die dabei waren, als ihre erwachsenen Begleitpersonen geschlagen und gedemütigt wurden.
ReachOut Pressemitteilung

Institutioneller Rassismus und die Arbeit von ReachOut:

ReachOut wünscht sich, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Enquete-Kommission gegen Rassismus und Diskriminierung im Berliner Abgeordnetenhaus noch vor der Sommerpause eingesetzt.wird. 
“Dies würde eine langfristige Auseinandersetzung mit jeder Form von Rassismus auf allen Ebenen ermöglichen. Und vielleicht würden dann rassistische Äußerungen, insbesondere von Politiker*innen, wie beispielsweise im Zusammenhang mit der rassistisch aufgeheizten Debatte um die Geschehnissse in der Silvesternacht, entschiedener verurteilt und unterbunden. 
(https://www.reachoutberlin.de/de/Aktuelles/Ver%C3%B6ffentlichungen/Pressemitteilung/Pressemitteilung%20Sylvesternacht/
Diese Kommission sollte  institutionellen Rassismus ernsthaft in den Blick nehmen und Gegenmaßnahmen beschließen”, so Sabine Seyb. Bei der Entwicklung von Handlungsstrategien und deren Umsetzung sei die Einbeziehung von Initiativen und Vereinen aus den diversen Communities unumgänglich, betont die Vertreterin von ReachOut.

Weil institutioneller Rassismus und rassistische Gewalt und Bedrohung miteinander verknüpft sind, arbeitet ReachOut in beiden Handlungsfeldern.
So sind die Angriffe, die Kinder und Jugendliche im Kontext Schule erleiden müssen, ein wichtiges Thema in der Beratung von ReachOut. Häufig handelt es sich um rassistisches Mobbing. Die Folgen für die Betroffenen sind schwerwiegend, weil sich Schulen und Kitas als staatliche Einrichtungen nicht umgehen lassen. Häufig sind Kinder und Jugendliche den gewaltvollen Erlebnissen schutzlos ausgeliefert. Eltern fürchten Konsequenzen für ihre Kinder, wenn sie sich wehren. Schulleitungen, Lehrende und politisch Verantwortliche positionieren sich zu selten auf der Seite der Betroffenen. Vielmehr wird das Problem allzu oft bagatellisiert und verschwiegen. 
Ganze Familien werden so traumatisiert. Der einzige Ausweg ist dann meistens ein Schulwechsel, den nicht etwa die Täter*innen (Lehrende und /oder Schüler*innen) vornehmen müssen, sondern die Opfer.
Ein Anfang wäre es, unabhängige Beschwerdestellen in allen Berliner Bezirken für den Bereich Schule und Kita einzurichten. Dies sollte nach dem Vorbild der Anlauf- und Fachstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen und Kitas in Friedrichshain-Kreuzberg passieren. Rassismus und andere Formen physischer und psychischer Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen kann lebenslange Folgen haben und muss beendet werden.

 Weitere Einzelheiten zu den Angriffszahlen entnehmen Sie bitte der Pressemappe, den darin enthaltenen Grafiken und der Tabelle “Rechte, rassistische und antisemitische Angriffe in Berlin". In der Tabelle geben wir einen Rückblick auf die Entwicklungen der letzten Jahre. Bitte beachten Sie auch das Handout zur Arbeit der Anlauf- und Fachstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen und Kitas in Friedrichshain-Kreuzberg.

Die Pressemappe schicken wir Ihnen gerne zu oder auf unserer Internetseite: https://www.reachoutberlin.de/de/Unsere%20Arbeit/Beratung/

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Kritische Perspektiven: Dekolonisierung der Geschichte im Schullehrplan Descolonizando la Historia de Nuestras Américas en la Currícula Escolar, 13.9.23

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Pressegespräch ReachOut: 4. Mai 2023 um 10:00 Uhr