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Bezirkliche Antidiskriminierungsstelle für Schulen und Kitas in Friedrichshain-Kreuzberg soll nicht weitergeführt werden
30.10.2025

Seit ihrer Einrichtung im Jahr 2020 setzt sich die Antidiskriminierungsstelle / Anlauf- und Fachstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen und Kitas in Friedrichshain-Kreuzberg (AuF-FK) für chancengerechte und diskriminierungskritische Bildungsorte ein. Die AuF-FK wurde auf Grundlage eines BVV-Beschlusses von 2019 eingerichtet und wird durch die RAA Berlin im Rahmen des Kooperationsverbunds Die Werkstatt. Familie, Schule und Jugendhilfe gemeinsam denken getragen.

Im Zuge des allgemeinen Kürzungsprozesses im Bezirk wurde entschieden, die Weiterfinanzierung der AuF-FK nicht fortzuführen. Nach aktueller Information gilt das Thema auf Verwaltungsebene als abschließend diskutiert. Am 4. November 2025 wird das Thema im Jugendhilfeausschuss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg beraten.

Wir in der AuF-FK beraten diskriminierungserfahrene Kinder, Jugendliche und ihre Familien sowie diskriminierungserfahrene Fachkräfte. Ebenso begleiten wir Bildungseinrichtungen, Träger und Teams in ihren Prozessen bei der Entwicklung diskriminierungskritischer Strukturen. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit, Professionalisierung und struktureller Weiterentwicklung im Bildungsbereich. Zu unseren Aufgaben gehören diskriminierungs- und rassismuskritische Beratung, thematische Fortbildungen, Austausch- und Reflexionsrunden, Gesprächsangebote zu Prävention, Aufklärung und Intervention, Prozessbegleitung nach Diskriminierungsvorfällen sowie Netzwerkarbeit mit bezirklichen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen.

Seit fast sechs Jahren verzeichnet die Fachstelle jährlich insgesamt über 2.100 Angebotsstunden, deutlich mehr als die ausfinanzierten Stunden, in Form von Beratung, Begleitung, Qualifizierung und Vernetzungsarbeit. Zwischen 2020 und Oktober 2025 konnten wir die Zahl der jährlich erreichten Personen von 420 auf 737 steigern. Dazu zählen Kinder, Jugendliche, (Groß-)Eltern, Bezugspersonen und Erziehungsberechtigte, Lehrkräfte, Leitungskräfte, Sozialarbeiter*innen sowie zahlreiche Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Bildungsträger oder Jugendclubs. Wir konnten ebenso Mitarbeitende aus Beratungs-, Empowerment- und Unterstützungsstrukturen, darunter Jugendamt, Schulaufsicht und SIBUZ, bei der Reflexion ihrer Arbeit oder beim Ausbau diskriminierungskritischer Praxis unterstützen und haben dabei zahlreiche nachhaltige Prozesse im Bezirk initiiert, etwa die fachliche Begleitung des Themennetzwerks „Diversitätsorientierte Schulentwicklung“, an dem Schulen verschiedener Schulformen aus dem gesamten Bezirk teilnehmen.

Auch auf Landesebene ist die AuF-FK eine verlässliche Anlauf- und Verweisberatungsstelle für den Bezirk, unter anderem für Kooperationspartner*innen wie die Antidiskriminierungsbeauftragte für Berliner Schulen, die Ombudsstelle, die Fortbildung Berlin sowie verschiedene Beratungsstellen.

Zudem ist es uns gelungen, im Bezirk ein niedrigschwelliges, unabhängiges und zugängliches Beratungsangebot zu etablieren, das auf Vertrauen, Dialog und Lösungsorientierung basiert. Wir bieten Unterstützung für alle Beteiligten: für diskriminierungserfahrene Kinder, Jugendliche und Familien ebenso wie für Fachkräfte und Institutionen, die sich mit Diskriminierungsvorfällen auseinandersetzen. Durch diese Arbeit konnten Diskriminierungsvorfälle besprechbar gemacht und gemeinsame Wege zur Bearbeitung und Prävention entwickelt werden.

Im Unterschied zu den auf Landesebene angesiedelten Stellen wie der Ombudsstelle und der Antidiskriminierungsbeauftragten für Berliner Schulen bietet die AuF-FK eine direkte, bezirksnahe und anonyme Anlaufmöglichkeit, die insbesondere durch ihre Unabhängigkeit von Verwaltungshierarchien Vertrauen schafft und eine wichtige Instanz zwischen Betroffenen, Fachkräften und Institutionen bildet.

Für 2026 sind weitere intersektional ausgerichtete Fachformate geplant, unter anderem zu Themen wie Adultismus, Anti-Schwarzem Rassismus, Antisemitismus, antimuslimischem Rassismus, Queer- und TIN-Feindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit, Sexismus, Kinderschutz und diskriminierungskritischer Professionalisierung.

Friedrichshain-Kreuzberg ist ein Bezirk, der durch die große Vielfalt seiner Einwohner*innen geprägt ist und damit auch durch vielfältige Lebensrealitäten von Schüler*innen, Kita-Kindern und Fachkräften. Ein Wegfall der AuF-FK würde im Bezirk eine deutliche Lücke hinterlassen, insbesondere für diskriminierungserfahrene Schulbeteiligten sowie für engagierte Fach-, Lehr- und Leitungskräfte in Bildungseinrichtungen.

Die Arbeit der AuF-FK trägt maßgeblich zur Stärkung von Fachkräften und zur professionellen Entwicklung diskriminierungskritischer und -sensibler Strukturen im Bezirk bei: Nun ist eine langfristige Perspektive gefragt, um diese wichtige Arbeit fortsetzen und weiter vertiefen zu können.